VUKA - Die Welt schläft nicht
«Aufbruch und Niedergang» beschreibt sehr gut das heutige Weltgeschehen. Dazu ist in verschiedenster Literatur von der sogenannten VUKA-Welt die Rede. VUKA ist ein Akronym und steht für vier wahrnehmbare Aspekte unserer heutigen Zeit: Volatilität, Unsicherheit, Komplexität und Ambiguität (Mehrdeutigkeit). Was steckt dahinter und wie können wir damit umgehen?
Die VUKA-Welt
Viele Dinge scheinen uns in der heutigen Welt neu, und täglich kommt Neues hinzu. Zugleich konnten wir den Niedergang verschiedenster Strukturen, Organisationen und Leistungen bereits miterleben. Diese Gegebenheiten werden gerne mit dem Begriff VUKA in Verbindung gebracht, wobei dieser Ausdruck keinesfalls eine Neuerfindung darstellt. Der Begriff VUKA wurde schon vor 30 Jahren gebildet. Dazumal beschrieb das U. S. Army War College damit die politische Situation nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion.
Schauen wir uns doch die Ausprägungen, und wie wir damit umgehen können, etwas detaillierter an:
Volatilität
Die Volatilität beschreibt die schnellen Schwankungen und Veränderungen der heutigen Zeit. Diese reichen von wirtschaftlichen, technologischen und politischen Veränderungen bis hin zu gesellschaftlichen Themen. Es gibt Studien, die davon ausgehen, dass diese Schwankungen und deren Geschwindigkeit zukünftig sogar noch zulegen dürften. Diese Volatilität entwickelt sich unvorhersehbar und könnte auch als chaotisch bezeichnet werden.
Was jahrelang Gültigkeit hatte, scheint heute nicht mehr zu gelten. Was die letzten zehn, zwanzig, dreißig oder gar noch mehr Jahre Bestand hatte, wird in zahlreichen Bereichen nicht mehr so weitergehen.
Dass dies gleichzeitig Fluch und Segen sein kann, ist von unserer Einstellung zum Wandel und von unserer Fähigkeit abhängig, auf die Veränderungen zu reagieren.
Wohl unbestritten dürfte die Tatsache sein, dass die derzeitigen technologischen Entwicklungen auf ziemlich jeden Bereich unseres Lebens spürbaren Einfluss haben. Es stellt sich die Frage, wie wir mit diesen neuen Umständen umgehen und welche Geschäftsmodelle wir mit den neuen Technologien entwickeln.
Um mit der Volatilität umgehen zu können, muss mit Szenarien gearbeitet werden. Dies setzt wiederum voraus, dass es einen Freiraum für neue Ideen und Querdenker gibt. Trial-and-Error-Prinzip – oder anders ausgedrückt: etwas versuchen, das Resultat analysieren und danach das Vorgehen anpassen. Schwierig werden es all diejenigen haben, die sich in ihrer Komfortzone eingenistet haben und passiv der Dinge harren, die da kommen.
Unsicherheit
Die heutigen Veränderungen sind zu einem grossen Teil unberechenbar, ja, man könnte sie sogar als unkontrollierbar bezeichnen. Dies führt zu grosser Unsicherheit, da die Entwicklungen nicht nur schwierig bis gar nicht vorhersehbar sind, sondern es auch eine Vielzahl von möglichen Szenarien gibt. War es vor tausend Jahren noch einfach, die Entwicklung der nächsten zwanzig Jahre zu prognostizieren, haben wir heute kaum Möglichkeiten einzuschätzen, wie unser Planet in zwanzig Jahren aussehen wird.
Prognosen werden immer schwieriger, was sich auch daran zeigt, wie viele Vorhersagen, seien sie politisch, ökologisch oder wirtschaftlich, oft falschliegen.
Unsicherheiten entstehen, wenn Informationen zu einem Sachverhalt fehlen und dieser dann nicht verstanden wird. Unsicherheit lässt sich nur durch Wissen und Erklärungen beseitigen. Klarheit darüber zu haben, welche Auswirkungen und welche Eintrittswahrscheinlichkeit etwas hat, zusammen mit dem Aufzeigen von Lösungsansätzen, wirkt der Unsicherheit entgegen.
Komplexität
Wir leben in einer Welt der tausend Möglichkeiten, die alle irgendwie und irgendwo miteinander verknüpft sind. Viele Faktoren stehen in Verbindung zueinander, wobei einiges unbekannt ist und somit Unsicherheit mit sich bringt. Die Komplexität kann sowohl wirtschaftlicher als auch sozialer, politischer oder menschlicher Natur sein und besteht immer in der Schwierigkeit, die Auswirkungen zu erkennen, die sich ergeben, wenn wir dies oder jenes verändern.
Da kommen uns die Entwicklungen im Bereich der künstlichen Intelligenz doch sehr entgegen. Mit zuckersüssen Verlockungen vereinfacht sie scheinbar unser ach so komplexes Leben. Doch um abschätzen zu können, wohin das Ganze noch führt, müssten wir gleichzeitig Kenntnisse in Big Data, Genetik, Nanotechnologie und Quantenphysik haben. Ich möchte hier keine Angst machen, aber es kann uns tatsächlich niemand mit Sicherheit aufzeigen, wie der technologische Fortschritt in zehn Jahren aussehen wird. Und weil niemand mehr das aktuelle System versteht, wird es auch niemandem möglich sein, die rasanten Entwicklungen in irgendeiner Weise zu verlangsamen oder gar zu stoppen.
Ambiguität
Ambiguität oder Mehrdeutigkeit beschreibt das Risiko, Information falsch zu interpretieren und zu deuten. Sie entsteht aus spärlich vorhandenen, fragmentierten, schlecht recherchierten oder sogar widersprüchlichen Informationen und Angaben. Dies zeigt auch auf, dass Wissen eine zentrale Bedeutung im Kampf gegen die Ambiguität zukommt. Wir schwimmen in einem Meer aus Informationen, wobei ein Grossteil davon völlig unnötiges oder negatives Wissen ist. Die Kunst besteht nun darin, die wichtigen Informationen herauszufiltern, zu interpretieren und zu verwerten.
Wenn Ambiguität und Komplexität herrschen, ist Kreativität gefragt. Du musst etwas versuchen, experimentieren und neue Ideen und Innovationen zulassen. Aus den Ergebnissen lernst du und passt dich entsprechend an.
Branchensterben
Grosse Entwicklungen in der Vergangenheit waren die Dampfmaschine, Automatisierung und Elektrizität. Sie alle hatten zur Folge, dass zahlreiche Menschen ihre Jobs verloren und mindestens genauso viele neue Jobs geschaffen wurden. Für die einen schufen diese Erfindungen noch nie da gewesene Probleme, während die andern darin Chancen erkannten und auf den Zug aufsprangen.
Und nun passiert uns das Gleiche wieder. Die Geschichte wiederholt sich gewissermassen, wenn auch in wesentlich stärkerer Ausprägung. Die Digitalisierung schreitet mit einer nicht gekannten Kraft und Geschwindigkeit voran. Zerstörerisch ist sie für jene, die stehen bleiben. Eine wahre Goldgrube ist sie für jene, die die Chancen erkennen.
Das Problem wird meines Erachtens nicht der Mangel an Jobs sein. Zwar werden zahlreiche Berufe verschwinden, andere dafür neu entstehen. Die Zukunftsaussichten in den einzelnen Branchen werden hingegen sehr unterschiedlich eingeschätzt.
Aus meiner Sicht dürfte den MINT-Berufen, also den Berufen aus den Bereichen Mathematik, Informatik, Natur- und Ingenieurswissenschaften sowie Technik, eine goldene Zukunft bevorstehen. Auch humanistische Berufe könnten weiter an Stellenwert gewinnen; beispielsweise in Bereichen wie Gesundheit, Medizin, Psychologie, Physiologie oder Ernährung. Genauso sehe ich eher positiv für die Berufe in Wissenschaft und Forschung.
Als eher schwierig erachte ich die Situation für sämtliche Hilfs- und Routinearbeiten. So mache ich mir beispielsweise Gedanken über all die Leute im Detailhandel, die Kassiererinnen, Bank- und Versicherungsfachleute, Postboten, Lagerarbeiter, Rechtsassistentinnen oder Lkw- und Taxifahrer.
Auf jeden Fall lohnt es sich, die Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt genau zu beobachten. Wichtig dabei ist, nach Chancen Ausschau zu halten. Als oberstes Credo gilt, auf jeden Fall flexibel und handlungsfähig zu bleiben. Resilienz (Widerstandsfähigkeit) und Agilität (Gewandtheit, Wendigkeit oder Beweglichkeit) sind zu Kernkompetenzen in der Arbeitswelt geworden.
Unsere beruflichen Erfahrungen aus der Vergangenheit sind auch heute noch wichtig, stossen aber in verschiedener Hinsicht an ihre Grenzen. Denn in vielen Fällen nutzen uns aufgrund der neuen Umstände die bisherigen Best-Practice-Lösungen nichts mehr oder sind zumindest nicht mehr so reproduzierbar, wie sie dies in der Vergangenheit waren.
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